Ich war heute spazierenderweise etwas im Wald hinter’m Haus unterwegs. Dort gibt es eine kleine Fußgängerbrücke, die über eine zweigleisige Bahnverbindung führt. Als ich über die Brücke ging sah ich, dass eines der Signale auf Grün stand, also nahm ich meine Neugierde, welche Art Zug denn hier gleich vorbeifahren würde, zum Anlass, auf der Brücke eine kleine Pause einzulegen und die Durchfahrt des Zuges abzuwarten. Und was kommt mir da entgegen: Ein Grautier nebst Grautierführer. Ich war einigermaßen überrascht und glaubte erst an eine Fehlfunktion meiner externen optischen Funktionsverbesserungsapparatur. Nach umfangreicher Überprüfung selbiger musste ich einsehen, dass da tatsächlich ein angeleintes Tier auf mich zu kam. Das Tier identifizierte ich aufgrund meiner umfangreichen, zoologischen Kenntnisse meines absoluten Unwissens darüber, woran ich einen Esel von einem Maulesel oder einem Maultier unterscheiden kann (ich geh‘ nicht gerne in Zoos), spontan als „Esel“. Kurz vor der Brücke bockte das Tier und wollte keinen Schritt weiter. Der zweite Esel Der Führer des Tiers versuchte eine ganze Zeitlang, eben jenes über die Brücke zu ziehen, was ihm jedoch misslang. Da der Mann nicht den Eindruck machte, keinerlei Erfahrung mit dem Tier zu haben, fragte ich – der ja immer noch auf dieser Brücke stand, die „der Esel“ überqueren sollte – ob ich bzw. meine knallrote Jacke der Grund seien, warum das Tier nicht will. Er meinte nur, dass sie täglich hierher kommen würden, er müsse „mit ihm“ das Überqueren der Brücke trainieren. Ich könne beruhigt da stehen bleiben. Beruhigt? Aha. Ok. Ich blieb also – ruhig – stehen. Dann plötzlich war das Tier mit der Überquerungsabsicht seines Leinenhalters einverstanden und es ging voran. Beim näher kommen fragte ich, immer noch unwissend ob der Rasse des Tiers, ob es sich hier um einen Esel handele. Denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass ich dieses nicht alltägliche Ereignis später schriftlich festhalten würde und so hätte ich schon gerne gewusst, was denn da eben stand und von der Gleisüberschreitungseuphorie seines Besitzers so gar nicht angetan war (man will ja keine Halbwahrheiten verbreiten). Der Brückenüberquerungstrainer lachte mich an und fragte, nicht unüberheblich, zurück, was es denn sonst sein solle. ich sagte dachte: „Na, n‘ Maulesel vielleicht, du Platzpatrone“. Na gut. So weit reichte dann mein zoologisches Wissen, um zumindest ihn eindeutig als Esel zu identifizieren. Und mittlerweile weiß ich, dass nur der Esel eine Rasse ist, Maulesel und Maultier jedoch untereinander nicht fortpflanzungsfähige Kreuzungsprodukte sind.
Gingen zwei Esel über eine Brücke…
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